Concept ELV²-Flottentest

Concept Elektro-Lkw im schweren Verteilerverkehr - Durchführung Flottentest

Projektbeschreibung und -ziele

Während im Pkw-Bereich bereits zahlreiche Initiativen und Forschungsvorhaben existieren, die den Einsatz Batterie-elektrischer Fahrzeuge behandeln und weiterentwickeln, wird dies im schweren Lkw-Bereich bis dato noch vernachlässigt. Dabei sind die aus dem Nutzungsprofil resultierenden Anforderungen an die Fahrzeugeigenschaften, bzw. an die Batterie, insbesondere bezüglich der elektrischen Reichweite, im Nutzfahrzeugbereich sogar höher als im privaten Verkehr. Neben der vernachlässigten, technischen Weiterentwicklung im Bereich schwerer Nutzfahrzeuge blieben bis dato auch umfangreiche Flottenversuche aus, anhand derer auf realen Fahrdaten basierende Lastkollektive ermittelt und dementsprechend die Fahrzeugauslegung optimiert werden könnte.

Das Ziel des Projekts „Concept ELV2“ ist daher die Integration eines innovativen elektrischen Antriebs in schwere Verteilerverkehrsanwendungen. Das Vorhaben ist in zwei Teile gegliedert. Zum einen die Technologieentwicklung, in deren Rahmen 10 erste E-Lkw umgebaut und ausgiebig intern getestet werden, und zum anderen den Flottenversuch, der die Elektrifizierung von 10 weiteren Fahrzeugen und deren Langzeittest im direkten Kundenbetrieb beinhaltet. Die Projektteile adressieren zwei unterschiedliche Entwicklungsschwerpunkte und werden daher in zwei Einzelvorhaben unterteilt. Während das Vorhaben „Concept ELV² - Technologieentwicklung“ vom BMWi gefördert wird, fördert das BMUB das Projekt „Concept ELV² - Flottentest“.

Im Teilprojekt „Flottentest“ wird aus 10 Diesel-Lkw der vorhandene Antriebstrang ausgebaut und durch einen neu zu konzipierenden batterie-elektrischen Antriebsstrang ersetzt. Anschließend werden die Fahrzeuge unter intensiver Forschungsbegleitung in einem innerstädtischen Feldversuch 18 Monate lang unter realen Alltagsbedingungen eingesetzt. Dabei ist vorgesehen, die Fahrzeuge in zwei Wellen für jeweils sechs bis zwölf Monate im realen Kundeneinsatz zu betreiben, so dass letztlich 20 Einsätze in unterschiedlichen Branchen betrachtet werden können. Dabei sollen die Grundakzeptanz und das Nutzungsverhalten analysiert und Optimierungspotentiale identifiziert werden. Weiterhin sollen abhängig von E-Lkw-spezifischen Nutzerprofilen wichtige Erkenntnisse bzgl. der Wirtschaftlichkeit, des Energiebedarfs, der Betriebszustände sowie der Reduzierung der lokalen Umweltbelastung gewonnen werden.

Teil der Arbeiten ist zudem eine auf unterschiedlichen Logistikprozessen basierende erweiterte Betriebskostenbetrachtung. Dabei werden auch akteuersübergreifende Kooperationen, wie etwa Second-Use-Anwendungen für die Fahrzeugbatterien, untersucht. Im Ergebnis sollen die gewonnenen Erkenntnisse in neu konzipierte Geschäftsmodelle für Elektro-Lkw münden. Damit soll eine ganzheitliche wirtschaftliche Beurteilung von Elektromobilitätskonzepten aus Nutzer- und Anbietersicht ermöglicht werden.

Parallel soll im Rahmen einer ausführlichen Öko-Bilanzierung die Energieeffizienz und die Umweltperformance des Elektro-Lkw im Vergleich zu herkömmlichen Diesel-Lkw ermittelt werden. Hierbei wird nicht nur der Betrieb der Fahrzeuge, sondern in einer sogenannten Well-to-Wheel-Analyse die gesamte Energiekette des bereitgestellten Stroms zusammen mit dem Gesamtlebenszyklus der Lkw betrachtet.

Projektabschluss

Concept ELV2-Flottentest startete im September 2017 als eines von zwei Teilvorhaben des BMUV-Förderprojekts Concept ELV2 und endete im Juni 2021. Zehn Prototypen des vollelektrischen Lkw „eActros“ haben sich dabei als sogenannte „Innovationsflotte“ im Dauereinsatz bei verschiedenen Kunden in Deutschland und weiteren europäischen Ländern erfolgreich bewiesen. Knapp 20 Testkunden setzten den „eActros“ in zwei Testphasen anstelle eines konventionellen Lkw in ihrer Flotte ein. Dabei bewältigte der „eActros“ als 18- oder 25-Tonner anspruchsvolle Aufgaben in verschiedenen Branchen: So transportierte er beispielsweise mit einem elektrisch betriebenen Kühlkoffer kühlpflichtige Lebensmittel, unter anderem für die Versorgung von Supermarktfilialen, lieferte Komponenten für ein Produktionswerk, übernahm den Austauschservice von Müllcontainern und beförderte in einem Siloaufbau Flugasche für die Betonherstellung.

Die Erprobung wurde seitens Daimler Truck AG intensiv begleitet: Messdaten wurden kontinuierlich erfasst und analysiert sowie darauf aufbauende Untersuchungen zu Total Cost of Ownership (TCO, Gesamtkosten des Betriebes), Logistikprozessen, Geschäftsmodellen, Ökobilanz und Energiebilanz durchgeführt. So konnte zentrales Basiswissen zu Elektromobilität im schweren Verteilerverkehr bei der Daimler Truck AG, den involvierten Lieferanten, den Unterauftragnehmern, den beteiligten Kunden und den Herstellern von Ladeinfrastruktur aufgebaut werden.

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