Oberleitungs-Lkw punkten in Klimastudien
Zwei aktuelle Studien des International Transport Forum (ITF) und des Umweltbundesamtes (UBA) bescheinigen dem Einsatz der Oberleitungstechnologie im schweren Güterverkehr großes Potenzial zur Emissionsminderung.
Die ITF-Machbarkeitsstudie „How Governments Can Bring Low-Emission Trucks to Our Roads – and Fast” zeigt die Herausforderungen und Chancen auf dem Weg zu einem emissionsarmen Güterverkehr auf. Der Autor geht davon aus, dass sich die Nachfrage nach Straßengüterverkehr bis 2050 voraussichtlich mehr als verdoppeln wird. Ohne weitere politische Maßnahmen würde dies zu einem erheblichen Anstieg der Treibhausgasemissionen in diesem Verkehrssektor führen.
Die Studie untersucht verschiedene Maßnahmen, die zur Reduzierung der Emissionen des Straßengüterverkehrs beitragen können. Dazu gehören:
- Förderung emissionsarmer Lkw: Dazu gehören batteriebetriebene, wasserstoffbetriebene und Hybrid-Lkw. Der Autor stellt fest, dass die Kosten für emissionsarme Lkw derzeit noch höher sind als für konventionelle Lkw, diese aber mit der Zeit sinken werden.
- Investitionen in die Ladeinfrastruktur: Die Studie betont die Bedeutung einer gut ausgebauten Ladeinfrastruktur für den Einsatz emissionsarmer Lkw.
- Einführung einer CO₂-Bepreisung: Eine CO₂-Bepreisung würde die Emissionen des gesamten Güterverkehrs verteuern und einen Anreiz für den Einsatz emissionsarmer Lkw schaffen.
- Verschärfung der Emissionsnormen: Der Autor fordert die Einführung strengerer Emissionsstandards für Lkw.
- Deutschland als Vorreiter: Die Studie zeigt auf, dass die in Deutschland geförderten Oberleitungsprojekte dazu beigetragen haben, die Oberleitungstechnologie auf das Technology Readiness Level (TRL) 8 an der Grenze zu 9 zu bringen. Der nächste Schritt auf diesem Weg wäre der Aufbau eines großen Pilotprojektes.
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass es mit den richtigen politischen Maßnahmen möglich ist, den Straßengüterverkehr zu dekarbonisieren. Dabei zählt der Autor den Ausbau der Ladeninfrastruktur für batterielektrische Lkw zu den Low-Regret-Maßnahmen. Der Nutzen für den Klimaschutz überwiege nach heutigem Kenntnisstand den Aufwand. Das ITF fordert die Regierungen auf, schnell und entschlossen zu handeln, um den Umstieg auf emissionsarme Lkw zu beschleunigen.
Hoher Klimavorteil für batterieelektrische Fahrzeuge
Auch die Studie des Umweltbundesamtes (UBA) „Analyse der Umweltbilanz von Kraftfahrzeugen mit alternativen Antrieben oder Kraftstoffen auf dem Weg zu einem treibhausgasneutralen Verkehr“ kommt zu einem positiven Fazit für den Einsatz der Oberleitungstechnologie im schweren Güterverkehr.
Die Analyse umfasste direkte und indirekte Umweltwirkungen. Neben den Treibhausgasen wurden der Energie-, Ressourcen- und Wasserverbrauch sowie die Schadstoffemissionen in Luft, Wasser und Boden untersucht. Neben den direkten Umweltwirkungen der Fahrzeugnutzung wurden auch die Umweltwirkungen bei der Fahrzeug- und Kraftstoffherstellung sowie die der Stromerzeugungsanlagen als sogenanntes „Hintergrundsystem“ detailliert ermittelt. Die Analysen wurden jeweils für Fahrzeuge durchgeführt, die in den Jahren 2020, 2030 und 2050 zugelassen wurden bzw. werden.
Die Autorinnen und Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass Sattelzüge mit batterieelektrischem Antrieb – mit und ohne Stromabnehmer – gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren einen Klimavorteil von 73 bis 78 Prozent haben, wenn man von einer Zulassung im Jahr 2030 vor dem Hintergrund eines zügigen Ausbaus der erneuerbaren Energien ausgeht. Die Voraussetzung ist allerdings, dass die Ladeinfrastruktur, also auch Oberleitungen, zügig auf- und ausgebaut werden. Die Analyse zeigt, dass Oberleitungsfahrzeuge unter den Rahmenbedingungen der Analyse den gleichen Klimavorteil aufweisen wie rein batterieelektrisch angetriebene Fahrzeuge.
Oberleitungs-Lkw im Kontext von „Erneuerbar mobil“
Mit der Forschung zum Einsatz von Oberleitungen und der Begleitforschung zu den umgesetzten Forschungsprojekten im Rahmen des Förderprogramms „Erneuerbar mobil“ leistet das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) einen wichtigen Beitrag zur Diskussion um die Dekarbonisierung des schweren Güterverkehrs.