Studie: Batterieelektrische Lkw werden den Markt dominieren
Das Team der „Begleitforschung zum Einsatz batterieelektrischer schwerer Nutzfahrzeuge im logistischen Regelbetrieb“ (ELV-LIVE) hat in einem Teilbericht erste Ergebnisse vorgelegt. Im Rahmen einer Studie befragte das Forschungsteam fünf Nutzfahrzeughersteller, die zusammen rund 90 Prozent des europäischen Nutzfahrzeugmarktes abdecken.
Die befragten Hersteller rechnen bis zum Jahr 2030 mit einem Marktanteil rein batterieelektrischer Lkw (BEV) von über 50 Prozent bei den Neuzulassungen. Angesichts der Fortschritte in der Batterietechnologie gehen die Vertreterinnen und Vertreter der Lkw-Hersteller davon aus, dass E-Lkw schon bald über den Regionalverkehr hinaus auch im Fernverkehr eingesetzt werden können. Aufgrund der geringeren Betriebskosten sind E-Lkw gegenüber Diesel-Lkw bereits heute vielfach wettbewerbsfähig. Darüber hinaus bietet der Batterieantrieb im Vergleich zu alternativen Antriebsarten die größten Einsparungen an Treibhausgasemissionen.
Damit werden die Prognosen für E-Lkw aus den sogenannten Clean-Room-Gesprächen des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr für das Jahr 2022 bestätigt. Die Befragten gehen teilweise von einer noch dynamischeren Entwicklung aus, insbesondere wenn sich E-Lkw im Fernverkehr bewähren können. Aktuell ist China der größte Markt für E-Lkw. An zweiter Stelle folgt die EU, wobei Deutschland den höchsten Anteil an Neuzulassungen aufweist.
Aufbau der Ladeinfrastruktur und CO₂-Standards entscheidend
Als entscheidender Faktor für die Geschwindigkeit des Markthochlaufs von E-Lkw wird der Aufbau der notwendigen Lkw-Ladeinfrastruktur genannt. Dies umfasst sowohl die Elektrifizierung der Betriebshöfe der Unternehmen als auch den Aufbau eines zuverlässigen und flächendeckenden Hochleistungs-Ladenetzes im öffentlichen Raum. Die Bereitstellung von Netzanschlusskapazitäten im erforderlichen Umfang und in der notwendigen Geschwindigkeit wird in diesem Zusammenhang als besonders wichtig angesehen.
Die europäischen CO₂-Standards für schwere Nutzfahrzeuge sowie die steigende CO₂-Bepreisung fossiler Kraftstoffe und die CO₂-basierte Lkw-Maut werden von den Herstellern als zentrale Treiber für die Entwicklungs- und Absatzdynamik von E-Lkw gesehen. Eine Abschwächung dieser zentralen Rahmenbedingungen stellt demnach das größte Risiko für den Markthochlauf von E-Lkw dar.
In wasserstoffbetriebenen Lkw sieht die Mehrheit der Hersteller keine wettbewerbsfähige Alternative, da die Kosten für Wasserstoff ohne Förderung für den Massenmarkt zu hoch sind. Experten erwarten daher zunächst eher den Einsatz von Wasserstoff im Verbrennungsmotor.
Forschung zum Einsatz von E-Lkw in der Logistik
Das mit der Begleitforschung beauftragte Öko-Institut führte die Interviews mit Vertreterinnen und Vertretern von DAF, Daimler Truck, Tesla, Traton (Scania, MAN) und Volvo Group Trucks (Volvo Trucks, Renault Trucks) von Ende 2023 bis Mitte 2024. Darüber hinaus befragte das Forschungsteam Experten und Expertinnen des Ladeinfrastrukturanbieters Milence und der Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW).
Das Forschungsprojekt ELV-LIVE begleitet den frühzeitigen Einsatz batterieelektrischer Lkw in der Logistik von 2023 bis 2025 wissenschaftlich und wird dabei vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen des Förderprogramms „Erneuerbar mobil“ gefördert. Aktuell werden durch die Begleitung von Fallstudienpartnern und mehrfache standardisierte Befragungen von Transportunternehmen fundierte Erkenntnisse zu den Erfahrungen und Perspektiven der Nutzenden mit alternativen Antrieben gesammelt. Diese werden zu einem späteren Zeitpunkt des Projektes in vergleichbaren Publikationen veröffentlicht und ergänzen damit das Bild um eine weitere wichtige Perspektive auf die Transformation des Nutzfahrzeugmarktes.